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Von den Kanarischen Inseln nach St. Gallen

Annie Rochat Pauchard ist seit 2017 Richterin der Abteilung I des BVGer. Ihr Lebensweg führte sie von den Kanarischen Inseln nach St. Gallen.

10.03.2020 - Katharina Zürcher

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Richterin Annie Rochat Pauchard in Bibliothek
Recht war nicht immer Annie Rochat Pauchards Lieblingsfach. Foto: BVGer

Das Recht war nicht immer das Lieblingsfach von Annie Rochat Pauchard. «Vielmehr schlug mein Herz eher für die Medizin, die mich wirklich interessierte», aber dazu hätte sie Neuchâtel verlassen und nach Genf ziehen müssen, um dort Medizin zu studieren. Damals war es nicht einfach, seine Heimatstadt zu verlassen. Annie Rochat Pauchard erzählt, dass sie im Alter von acht Jahren in die Schweiz kam. Geboren wurde sie auf den Kanarischen Inseln, ihr Schweizer Vater stammt aus Neuchâtel, die Mutter aus Spanien. Wie aber trat das Recht in ihr Leben ein? «Ich wusste, dass ich an der Universität studieren wollte, aber ich wusste nicht genau, was.» Das Jurastudium war eine Kopfentscheidung: «Ich hatte den Eindruck, dass ich hier einen konkreten Beruf erlernen konnte.» Mit der Zeit erkannte sie, dass ihr das Jurastudium grossen Spass machte.

Studium abgeschlossen: Und nun?

Mit dem Jura-Abschluss 1991 in der Tasche ergatterte Annie Rochat Pauchard rasch ihre erste Anstellung in Bern als Juristin der Hauptabteilung Warenumsatzsteuer, der Vorläuferin der heutigen Mehrwertsteuer. Als ihr Vorgesetzter, Pascal Mollard, seine Stelle aufgab, um die Funktion des Präsidenten der Steuer- und Zollrekurskommissionen zu übernehmen, ging sie mit. Dies war der Beginn ihrer zehnjährigen Tätigkeit als Gerichtschreiberin mit Spezialisierung in Mehrwertsteuerfragen. Im Jahr 2003 folgte dann ihre Anstellung als juristische Steuerexpertin in einer Anwaltskanzlei. St. Gallen rückte schon näher, aber sie fühlte sich «noch etwas jung für das Richteramt.» Der Wechsel von der Tätigkeit als Gerichtsschreiberin zur Steuerberaterin war nicht einfach, aber spannend: «Ich arbeitete mit brillanten Anwälten zusammen. Der Arbeitsrhythmus war intensiver, aber die Energie dahinter erstaunlich.» Es ging darum, eine Balance zwischen Qualität und Quantität unter Einhaltung von kurzen Fristen zu finden. 2008 drückte Annie Rochat Pauchard erneut die Schulbank – parallel zu ihrer Arbeit als Senior Juristische Steuerexpertin – zur Vorbereitung für ihr Anwaltspatent in Genf. «Es war ganz lustig, in diesem Alter nochmals zu studieren», sagt sie amüsiert. Im Mai 2010 bestand sie dann die Prüfung.

«Eine echter Richtungswechsel um 180 Grad.»

Annie Rochat Pauchard

2011 wurde Annie Rochat Pauchard zur Leiterin der Abteilung Recht in der Hauptabteilung Mehrwertsteuer in Bern ernannt: «Eine echter Richtungswechsel um 180 Grad.» Ein Team von rund hundert Personen zu leiten unterscheide sich stark von der Tätigkeit eines Anwalts, der meist alleine arbeite. Sie war innerhalb einer grossen Verwaltungseinheit fast die einzige Romande in einem hauptsächlich deutschschweizerischen Umfeld. Nun ging es darum, sich an die neue Situation anzupassen, zu verstehen, wie eine solche Struktur «tickt», und einen guten Überblick zu wahren. Auch die Sprache war eine Herausforderung: «Manchmal war es schwierig, sich subtil auf Deutsch auszudrücken, wenn es darum ging, eine rechtliche Argumentation klar darzulegen.» Und dann, 2017, erfuhr Annie Rochat Pauchard in einem informellen Gespräch, dass eine Richterstelle am BVGer frei werden würde. Und so begann ein neues Abenteuer in St. Gallen, in das sie sich von vielen Seiten ermutigt und hochmotiviert einlässt.

Und um mal abzuschalten…

Mit 28 Jahren entdeckte Annie Rochat Pauchard den Tauchsport – es war «fast Liebe auf den ersten Blick.» Sie erzählt, wie sie in ihrer Kindheit auf den Kanarischen Inseln sehr gerne mit Tauchmaske und Schnorchel im Meer schwamm, um die Fische zu beobachten. Das Tauchen ist zu einem sehr wichtigen Teil ihres Lebens geworden. Denn hier kann sie vollkommen von der Arbeit abschalten. Sie beschreibt ihr Hobby als «ein Moment der absoluten Entspannung, ein Zurücksetzen auf Null, was für den Geist sehr erholsam ist», auch wenn das Meer eine für den Menschen feindliche Umgebung bleibt. Denn bei Problemen muss man einen kühlen Kopf bewahren. Eigentlich wie bei der Arbeit.

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